Vernissage: Das kosmische Ei (27.5., 22 Uhr)
Polynesien, Griechenland, Ägypten, Finnland usw.: Das kosmische Ei ist eine Universalie, ein Symbol für die Erschaffung der Welt. Zur Eröffnung der Morgenvogel-Kirche schwebt – im Anschluss an die abendliche Pfingstmesse – langsam ein Ei (eigentlich ein Riesen-Ballon) von der Decke der Zionskirche herab und Vogelgesang ertönt unter Leitung der Meister-Amsel (Aufnahmen von Anja Penner). Diese Installation von Maria-Leena Räihälä ist das zentrale Kunstwerk der Morgenvogel-Kirche und wird an allen Abenden zu sehen und zu hören sein.
Pfingstmontag: Das Unsagbare sagen (28.5., 20 Uhr)
"Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander.
Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen." (Apg. 2,1-4)
In ihrem Film Das Unsagbare sagen beschäftigen sich die österreichischen Künstler Valie Export, Ingrid und Oswald Wiener mit dem Phänomen der Glossolalie, dem Sprechen in Zungen, wie es etwa bei Kindern, Geisteskranken oder auch in Momenten religiöser Ekstase auftritt. Auch wird an diesem Abend der Biologe und Journalist Cord Riechelmann einen Vortrag halten u. a. über Lauben-, Paradiesvögel und Krähen und über Leierschwänze und bei all denen auch über ihre "Sprache" und Kompositionsfähigkeiten. Die musikalischen Beiträge des Abends kommen von Ravi Srinivasan, einem malayischen Musiker indisch-englischer Herkunft: In seinen Bird Ragas greift er Elemente klassischer indischer Musik auf und verbindet sie mit virtuosen Pfeif-Imitationen von Vogelgesang.
Vogelkonzert 1: Die Taube (30.5., 20 Uhr)
Dieser Abend ist Kompositionen der alten Musik gewidmet, die durch Vogelgesang inspiriert wurden, hier aber auch durch zeitgenössische und experimentelle Momente verbunden werden. Es spielen der kanadische Pianist und Komponist John Kameel Farah und das Gesangsensemble Vox Nostra. Zur Aufführung kommt u. a. Musik von William Byrd, dem bedeutendsten englischen Komponisten der Shakespeare-Zeit, Musik von Rameau, Vaillant, sowie Gregorianische Choräle, die der Legende zufolge Papst Gregor dereinst von einer Taube ins Ohr gesungen worden sein sollen. John Kameel Farah verbindet die unterschiedlichen Stücke durch Variationen und eigene Kompositionen, wodurch ein neuartiges hybrides Musikformat entsteht, das erstmals in der Morgenvogel-Kirche zu hören sein wird; dabei kommt auch sein am Zionskirchplatz entstandenes Stück Avian Transformations, for voices, organ, and electronics zur Uraufführung. Außerdem: Der Vogelmenschen Regenseele, Performance von Lars Scheibner und Mareike Franz.
Ein Abend der Örnithölögie – Vögelkunde für Anfänger (31.5., 20 Uhr)
Mit seinem Buch Helikopter Hysterie ZWO hat der Berliner Heinrich Dubel ein vielbeachtetes Werk über die Kulturgeschichte des Hubschraubers und Flugmaschinen als Metapher geschaffen. Zusammen mit Chris Beak, einem Videokünstler, der sich der Vögelbeöbachtung widmet, gestaltet Dubel einen Abend, welcher der noch recht neuen Wissenschaft der Örnithölögie gewidmet ist. Den musikalischen Part bestreitet das Duo Tangon Taikaa mit dem Sänger Timo Valtonen, dem zur Zeit wohl bekanntesten Vertreter des finnischen Tangos in Deutschland, und dem russischen Akkordeonisten Valentin Butt, Musiker u. a. bei den Berliner Philharmonikern und beim Berliner Ensemble. Vögel und das Fliegen sind vielbemühte Motive des finnischen Tangos.
Flying Films Festival (1.6., 21 Uhr)
Die dritte Ausgabe des Kurzfilm-Screenings von Morgenvogel Real Estate wird kuratiert von dem Schweizer Dokumentar- und Experimentalfilmer Kevin Merz und dem Berliner Videokünstler und Mediendesigner Lars Künstler. Gezeigt werden rund zwei Dutzend aktuelle Filme und Animationen zeitgenössischer Künstler über Vögel, Raketen und anderes Fliegendes. Außerdem Projektionen von Eve Hurford und das Bienentelefon von Christopher Fröhlich. Zuvor findet ab 17 Uhr die Lounge unseres Medienpartners newthinking communication statt.
Vogelkonzert 2: Die Amsel (3.6., 20 Uhr)
Dieser Abend ist zeitgenössischen Kompositionen gewidmet, die durch Vogelgesang inspiriert wurden. Eröffnet wird er durch eine Performance der japanischen Künstlerin und Musikerin Manami M. Sie wird den Text einer buddhistischen Sutra zur Aufführung bringen, den sie den Vögeln von Fukushima widmet.
Danach spielt der kanadische Komponist Matthew Ramolo seine Vogelkomposition Khôra – The Dawn Chorus. Weiters spielt der kanadische Komponist John Kameel Farah eine eigene vogelinspirierte Komposition, Archeopteryx, for organ, electronics, keyboard, die in der Morgenvogel-Kirche ihre Uraufführung erlebt. Farah arbeitet hier mit Momenten zeitgenössischer klassischer Musik unter Verwendung der Kirchenorgel, von Synthesizern und anderen elektronischen Instrumenten.
Die Metaphysik der Spatzen (5.6., 20 Uhr)
Ein Abend mit Vorträgen von Peter Berz (Humboldt-Universität) und Helmut Höge (die tageszeitung), bei denen über unterschiedliche Vögel und nicht-darwinistische Evolutionstheorien gesprochen wird. Der Vortrag von Berz Sumpf und Wipfel. Zwei Vogelmusiken, der von Höge heißt Rabenvögel in Bombay. Passend zu ersterem spielt Ravi Srinivasan Birds in Bhupal, ein Stück, das an den klassischen pentatonischen Raga Bhoopali anknüpft (Komposition: Joachim Hübner) und bei dem Srinivasan abermals mit seinen virtuosen Pfeif- und Trommelkünsten erfreuen wird. Außerdem zeigen der Schweizer Video- und Computerkünstler Andreas Gysin und der amerikanische Medienkünstler und -designer Dean McNamee ein gemeinsam entwickeltes interaktives Screening.
Die Kunst des Zwitscherns (6.6., 20 Uhr)
Der Hamburger Künstler Holger Steen wurde bekannt mit seiner Band "Tulip, die singende Tulpe": Äußerst packend verbindet er melancholischen theatralischen Gesang mit minimalistischer Elektro-Pop-Musik und betritt in der Morgenvogel-Kirche als "Tulipanosolo" nebst Pirol die Vogelwelt, um sich am Ende gar musikalisch in einen alten Schwan zu verwandeln. Mit The Birds, Too (Manuel Bonik, Christopher Fröhlich, Martin Kuentz, Udo Lindemann, Jörg Pfeiffer, Micha Schroetter, Marta Zapparoli) spielt außerdem ein experimentelles Berliner Ensemble, das sich ganz der Vogelmusik verschrieben hat.
Finissage (8.6., 19 Uhr)
Zur Finissage der Morgenvogel-Kirche hören wir die Engländerin Lyndsey Cockwell und ihren Berlin Pop Choir mit Vogel-Pop-Songs (http://www.berlinpopchoir.de/) und eigenen Kompositionen. Mit letzten musikalischen und künstlerischen Beiträgen nehmen auch andere Freunde des Morgenvogels Abschied von der Zionskirche. Zuletzt startet der englische Künstler Miles Chalcraft (http://mileschalcraft.net/) eine Rakete.
Teile des Programms werden als Radiostream gesendet bei reboot.fm (UKW 88,4 MHz in Berlin und 90,7 MHz in Potsdam, http://reboot.fm/).